Ich verstehe nicht, wie ihr nicht auffallen konnte, dass wir uns verlaufen hatten, wo wir doch geradewegs auf eine graue Betonwand statt auf Fenster und transparente Ausgangstüren zu liefen.
Die Decke war so niedrig, dass sogar ich, ja sogar sie selbst, sie mit der Hand erreichen konnte.
Oh, diesen Gang, mochte ich. Aber es war nunmal nicht der richtige Weg, sondern nur eine Sackgasse. Eine gemütliche Sackgasse, die Musik aus dem verschlossenen Raum der Wünsche erschallen ließ. Das Teufelchen war verwirrt, aber in ihrer Verwirrung nicht sicher genug, um ihre Freundin auszubremsen.
Und ich? Ich wollte die "magische Abkürzung" nicht mehr finden. Ich wollte in der Nähe des Raums bleiben um ihn niemals zu betreten. Ich würde ihn so gut gebrauchen können, aber was, wenn hier keine Wünsche erfüllt werden? Wenn das nicht der Raum der Wünsche ist? - Ich würde mehr verlieren, als mir ein Wünsche erfüllender Raum geben könnte.
Ich kann mich mit dem Gedanken trösten, ihn jederzeit benutzen zu können, auch wenn ich es in Wirklichkeit nicht kann.
Ich habe ein Buch, das keiner lesen kann .
Und ich kann keine normalen Bücher mehr lesen. Vermutlich habe ich einen Tumor. Ich kann ja nicht mal mehr Uhren lesen. Ich war heute aus Versehen eine Stunde zu früh in der Uni.
Dafür ist mir Samstag einiges durch die Lappen gegangen, weil ich erst kurz vor meiner Destination bemerkte, dass ich eine Stunde zu spät dran bin.
Ich denke mir nie, dass etwas nicht stimmt und wenn ich dann Zeit finde über die Uhrzeit nachzudenken, ist sie falsch.
Und dann stand ich da auf der Moselbrücke im kalten Regen und wusste nicht, ob es sich noch lohnt hinzugehen. Ich hatte dann ein paar Leute gefragt, aber irgendwie hatten sie mich nicht lieb und haben mir nicht gleich geantwortet.
Ich habe mir eine Zigarette angezündet und auf die Mosel gestarrt. Sah doof aus. Niemand kommt hier her um das zu machen, weil die viel befahrene Brücke wenig idyllisch ist. Also laufe ich hin und her und denke über die Streber-Blondies nach. Die müssen gar nicht so nett zu mir sein. - Ich weiß, dass sie mich für dämlich halten.
Naja, ich bin ja auch nett zu Angeber-Blondie. Wahrscheinlich kann er nichts dafür, dass er so ist. Er heißt eben Tim. Ich habe noch keinen Tim getroffen, den ich nicht scheiße fand.
Und dann du. Ich schiebe jeden Mist, den ich verzapfe auf dich. - Bis auf die eine Sache, die wir totschweigen.
Eigentlich bin ich selbst Schuld - dass wissen wir beide. Stell dir also vor, ich würde mit mir selbst reden, wenn ich mit dir rede, denn irgendwie ist das auch der Fall. Vielleicht fängst du dann nicht an mich zu hassen. Obwohl das vielleicht gar nicht so schlecht wäre.
Eigentlich ist es schön, dir meine ganzen Schuldgefühle aufladen zu können.
Und du bleibst. Vielleicht hasst du mich ja schon, aber du kannst nicht gehen. Momentan macht es sogar ein bisschen Spaß mit all den negativen Gefühlen, weil du "wie neu" bist und asozial genug und ich dir eigentlich auch egal bin. Das erleichtert mich sehr.
Aber deswegen brauche ich bald wieder dein treues altes Du, das festzuhalten immer schwerer wird.
Und ich brauche definitiv mehr Freunde, denen ich egal bin.
Ich weiß wie das klingt, aber ich bin nicht trübsinnig. Ich nehme das also nur nicht so wichtig. Dinge wichtig zu nehmen ist anstrengend. Aber deswegen ist mir nicht alles gleichgültig.
Diese Woche war ich drauf und dran dem Penner vorm Rewe ein bisschen was von meinen Einkäufen mitzugeben, bis sich herausstellte, dass er kein Penner war.
...
Zum Glück hatte ich einigermaßen diplomatisch gefragt und er war von der Sorte Mensch, die sich darüber freuen, dass es noch das Gute im Menschen gibt.Aber war das wirklich das Gute im Menschen, oder gar im Baum? - Ich glaube nicht, denn DAS ist mir dann doch ziemlich egal.
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