Das Leben am Fenster
Keine weiteren Worte dazu.
Auf meinem Weg nach Hause schlendere
ich wie immer an dem alten Häuschen vorbei. Ich sehe den alten Mann,
der dort wohnt. Er will wohl Feuerholz holen. Er geht langsam. -
langsamer, als ich je gegangen bin – aber er wirkt dabei alles
andere als gemütlich und entspannt. - Er strengt sich an und sucht
Halt.
Er verschwindet in einem Verschlag und
ich versuche nun selbst so langsam zu gehen wie er. Niemand möchte
wissen wie das ist – ein jeder Schritt ein Wagnis; der eigene
Körper zu schwach, als sei er nicht mehr der eigene; Muskeln die
müde sind vom harten Leben; Gelenke, die nur noch wie zufällig
halten.
Ich schaue hinauf zum Fenster unseres
Nachbarhauses, hinter dem einmal ein alter Mann Tag für Tag
gestanden hatte.
Als ich sieben Jahre alt war, hatte ich
ihn das Haus mal verlassen sehen. Er hatte fürchterlich geschimpft,
weil wir die Äpfel aus seinem Garten für eine Schlacht genutzt
hatten. - Besonders lecker hatten sie ja auch nicht ausgesehen,
außerdem war es sein Neffe gewesen, der angefangen hatte.
Später stand er nur noch am Fenster.
Jahrelang war ich auf meinem Nachhauseweg daran vorbei gekommen und
bemerkte es.
Irgendwann fing ich an, ihm einfach mal
zu zuwinken. Eines Tages lud er mich dann ein. - Es war schrecklich.
Es roch modrig, die Musik war furchtbar, er verstand mich nicht und
ich ihn ebenso wenig. Monate später starb er – alleine.
Heute frage ich mich, ob das Fenster
alles war, was das Leben diesem Mann noch zu bieten hatte – Wind
und Wetter, Schulkinder, die nach Hause gingen und ihn meistens nicht
einmal bemerkten.
Kein Teil des Lebens mehr. Weggesperrt.
Der einzige Freund ist das Fenster.
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